Wandern muss nicht immer eine sportliche Höchstleistung sein. Manchmal ist Wandern einfach nur schön!
Hallo liebe Mallorca-Talks Leser!
Meine Best-Ager Freundinnen Ute und Anja haben Urlaub bei mir gemacht. Eine bunte gemischte Truppe Mädels (35/46/57). Ute – unsere lebensfrohe Best-Agerin hat ein Urlaubstagebuch geschrieben und mir haben die Einträge so gut gefallen, dass ich sie hier (mit Erlaubnis von Ute und leicht modifiziert) veröffentlichen möchte.
Viel Spaß beim Lesen!
von Ute Driesen
Tagebuch einer Best-Ager-in: Ute auf Mallorca
1. Tag – geheim ;-)
- Tag – Wanderung Paguera – Cap Andritxol
Das Wetter ist nach wie vor wechselhaft, wolkig mit kleinen sonnigen Momenten. Noch stört mich das nicht. Ich schlürfe meinen Kaffee, schließe die Augen und freu mich, dass ich hier sein kann. Ohne Druck, ohne Erwartungshaltung und Erledigungszwang. Ich bin einfach nur.
Nach einer Dusche und einem weiteren Kaffee sind wir alle frisch und beschließen im Peras & Pears in Portals Nous einen „Juice“ zu Frühstücken. In Anlehnung an alte Zeiten fahren wir also zu dem kleinen Shop, bestellen einen Tropical Smoothie für sofort und ein Immunizer mit Karotte, Ingwer, Apfel, Rote Beete für später. Dazu kaufen wir ein bisschen Verpflegung in Form von Bananen und Äpfeln, Notfallriegeln und ein bisschen gesunde Schokolade.
Auf geht’s nach Paguera, westlich von Palma – eine deutsche Touristenhochburg und Bausünde der frühen 60iger und 70iger Jahre. Von dort ausgehend wollen wir eine kleine Wanderung machen. In Babsis Wanderführer steht: Schwierigkeitsgrad „leicht“! Das können wir wagen, um uns zu bewegen und phantastische Ausblicke zu genießen. Mit drei Frauen unterschiedlichster Befindlichkeiten ist Planung nötig.
Zum Cap Andritxol: Planung ist alles
Ich werde befreit vom Rucksacktragen (manchmal hat das Ältersein auch Vorteile), Babsi besteht darauf für jeden 1,5 l Wasserflaschen mitzunehmen, hatte sie doch vor einiger Zeit sich in den Bergen verlaufen und definitiv nicht genügend Wasservorrat dabei. Diese Grenzerfahrung hat sie geprägt und sie bereitet sich mit einigen „Absicherungen“ auf jede Wanderung überlegt vor. Das führt erst bei Anja zu ein wenig mürrischen Kommentaren, weil der Rucksack mit weiterem Obst und Jacken doch ziemlich unbequem wird. Aber wir können sie am Ende überzeugen, dass das alles Sinn macht.
So finden wir mit Hilfe des Handys und der Wanderkarte unseren Weg von Paguera in Richtung Camp de Mar, zum Cap Andritxol.
(Anmerkung der Redaktion: Wer den Spaziergang ausweiten will parkt wie wir in Paguera im Ort und läuft durch Cala Fornells zum Start – und Endpunkt der Wanderung. Wer sich diese 30 Min. Hin – und Rückweg inklusive Treppen sparen möchte, der fährt bis zum Hotel Cala Fornells. Biegt hinterm Hotel rechts am. Stellt das Auto auf den Waldparkplatz und läuft dort nach einem Blick auf die Wanderkarte hinter dem Schlagbaum los.)
Die Wanderung zum Torre d´Andritxol
Durch Pinienwälder, die noch kräftiges Grün mit unbeschreiblich würzigem Duft verbreiten, wandern wir leicht bergauf auf einem breiten Forstweg. Die Stille ist plötzlich greifbar, man kann die Vögel hören und sehen. Wenn wir nicht reden, ist die Welt hier oben anders, ruhig und sanft. Ich habe mir vorgenommen, stetig möglichst in gleichmäßigem Tempo zu gehen, Steigungen mit Energie aber nicht mit zu viel Schwung anzugehen. Ich weiß nicht genau, wie lange wir brauchen bis zum „Torre“ ganz oben. Die Wanderkarte sagt ca. 1 ¼ Std. für die Runde. ICH rechne mit der doppelten Zeit. Es geht hinauf. Ich gehe Schritt für Schritt.
Ein bisschen Schweiß muss sein, die Temperatur ist gerade recht. Wo Anja ein bisschen knurrig wirkt weil die Wolken ihr die Stimmung verhageln, bin ich froh und glücklich dass ich auf Arbeitstemperatur bleibe und nicht überhitze. So kann ich, natürlich ohne störendes Gepäck mit nur einem Walking Stock ausgestattet den stetigen Aufstieg auch über steinige Wege gut bewältigen. Es sei angemerkt, dass ich derlei Unternehmungen noch vor 3 Jahren rigoros abgelehnt hätte.
Der Weg führt vorbei an Steinmännchen und anderen Markierungen. Leider wurden zum Teil professionell angebrachte Schilder im Laufe der Zeit runtergerissen. Trotzdem ist der Weg durchaus nachvollziehbar – vor allem, wenn man wie Babsi das Wanderbuch mit Karte und ein Handy mit GPS dabei hat! (Anmerkung: Komoot ist ne super App für Positionsbestimmung in Wandergebieten! Die erste Karte ist kostenlos. Einziger Minuspunkt: Der Akku zieht sich dann immer recht schnell leer.)
Allerdings wird er auch steiler und ein wenig unwegsamer bis wir endlich am Torre d´Andritxol angekommen sind. Von hier oben haben wir einen überwältigenden Blick über die Bucht von Camp de Mar. Hier hatte mal Claudia Schiffer vor ca. 15 Jahren eine Riesenfinca gekauft, das gesamte Arenal drumherum ebenfalls, um ihre Privatsphäre zu sichern. Für immense Millionenbeträge. Erst spät wurden wieder Wege frei, um der nicht zahlenden Gesellschaft trotzdem Zugang zur Natur und Ausblick zu gönnen. (Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile hat Frau Schiffer das Anwesen übrigens an einen reichen Russen weiterverkauft.)
Ich verfalle in eine kurze Gerechtigkeitsdebatte mit meinen Mädels, aber keine Zeit für Ärgern.
Wir machen eine kurze Rast mit Wasser, Bananen, Äpfeln und ein paar Schokostückchen. Ein netter älterer Herr macht von uns Dreien das obligatorische Gipfelfoto. Ein Klo oder ähnliches gibt es hier oben übrigens nicht.
Auf dem Cap angekommen hat sich die Best-Ager Ute eine Pause verdient
Beim Rundblick bemerken wir eine kleine Gedenktafel, die an den Tod eines Wanderers im September 2013 erinnert. Wir sind betroffen, hier oben genau an dieser Stelle ist jemand ums Leben gekommen. Viele Wanderer sterben in den Bergen Mallorcas. Gerade erst am heutigen Tag hat uns eine Information erreicht, dass eine junge Frau in Valldemossa mit nur 23 Jahren starb. Oftmals sind es genau die Gründe, die Babsi uns so eindringlich erklärt hat: Schlechte Vorbereitung, niemand weiß wo du hingehst, du hast nicht genügend Wasser dabei und/ oder die falsche Kleidung. Der Akku vom Handy ist leer. Wir sind nachdenklich. Bei aller Schönheit der Natur und des Erlebnisses ist uns plötzlich klar, dass wir diesen Moment genießen und wert schätzen dürfen. Niemand weiß was als nächstes passiert.
Ich bin ganz zufrieden mit meiner bisherigen Leistung. Trotzdem ist der Weg hier für mich zu Ende. Wir machen uns dann doch kurz vor Erreichen des Cap Andrixol auf den Rückweg, weil mir ein weiterer Aufstieg zu riskant aussieht. (Anmerkung der Redaktion: Der Weg führt hier noch ca 10 bis 15 Minuten weiter über etwas holprigen, teilweise glitschigen Boden. Bei leichtem Regen nicht zu empfehlen – oder nur mit gutem Schuhwerk! Wer mehr über den letzten Abschnitt wissen möchte, wird hier fündig.)
Bergsteigertipps für Best-Ager und andere
Babsi gibt mir einen irre guten Tipp zum Abstieg: „Geh immer im Zickzack bergab, entlastet die Knie und man entschleunigt sich bevor man einen steilen Abgang macht.“
Echt ein super guter Bergsteigertipp, den ich ab sofort immer beherzigen werde. Wir haben unseren Spaß dabei konzentriert und entspannt im Diagonalverfahren über Stock und Stein nach unten zu wandern.
Die Wolken öffnen sich ab und zu, aber nicht wirklich nennenswert. Am Ende des Weges wartet ein nettes Hotelcafé in Cala Fornells auf uns mit Cappuccino und „Carajillo de Baileys“. (Mmmhhh. Nicht schlecht. Da hat Babsi uns ja wieder mal was gezeigt. Ein Espresso mit einem Schuss Baileys. Meistens teuer – aber dafür mit Suchtfaktor.)
Der Ausblick auf die Bucht von Paguera vor Hibiskus, Oleander und sonstigen Prachtblüten macht eine kleine Postkarte perfekt.
Zum Abschluss schlendern wir entlang der Touristenmeile und können wie so oft nicht verhindern, dass wir zu Handtaschen und Schuhe nebst Schmuck einen gewissen Bezug herstellen und „Habenwollen-Gene“ sich bemerkbar machen.
Ja, wir haben Urlaub. Da ist das normal!
Wenn dir Utes Tagebuch gefallen hat,
dann schreib ihr doch unten einen kleinen Kommentar drunter – dann freut sie sich sicher!
Ich freue mich, wenn Du deine Erfahrungen zu der Tour auch hier teilst – dann haben alle „Nachmacher“ auch etwas davon!
Mehr Infos über das Wandern auf Mallorca gibt es auch hier.
Wandern bei leichtem Nieselregen ist kein Problem. Mit der richtigen Kleidung sowieso nicht. Aber bitte beachte, dass Wanderungen bei stärkerem Regen aufgrund der Rutschgefahr keine gute Idee sind!
Hallo Ute,
hat Spaß gemacht dein Tagebuch zu lesen. Mallorca ist eine so wunderschöne Insel und so nah, dass auch einmal ein Kurztripp möglich ist. Kleine Anmerkung: Mir trägt nie einer meinen Rucksack :-(
Hallo Karin, immer die richtigen Leute mitnehmen! ;.)
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Hallo , wir wandern jedes Jahr auf Mallorca und im nächsten Jahr sind wir mal wieder in der Nähe von Paguera da werden wir auch mal diesen Weg gehen . Vielen Dank für den Bericht