Birdwatching:
Auf der Suche nach den ungewöhnlichen Vögeln von Cabrera
Die Insel Cabrera ist der perfekte Ort für Birdwatching Ausflüge mit dem Boot. Der Biologe und „Nature Guide“ Miguel McMinn von Excursions a Cabrera hat deshalb eine Gruppe von 25 Studenten von Sebastià Torrens – einem Natur-Fotografen aus Mallorca – mit auf Birdwatching Tour genommen.
„Solche Birdwatching Ausflüge finden eigentlich viel zu selten statt“
sagt der Wahl-Mallorquiner Miguel McMinn mit den schottischen Wurzeln und erklärt gleich weiter:
„Die Vogelwelt in diesem Naturschutzgebiet ist wirklich einzigartig und eigentlich ein echtes Pfund mit dem die Tourismusbranche wuchern müsste. Aber das Problem ist, dass viele Einheimische noch nicht einmal wissen, was für einen besonderen Park sie aus Ornithologischer Sicht da vor sich haben. Vor allem viele Zugvögel treffen bei ihren beschwerlichen Reisen hier das erste Mal auf Land. Außerdem brühten auf Mallorcas kleiner Nachbarinsel auch endemische Arte, die nur auf den Balearen vorkommen.“
Die Birdwatching-Tour mit Excursions a Cabrera
8 Uhr früh ist Treffpunkt im Hafen von Colonia Sant Jordi. Für mich zwar noch vor dem Aufstehen, aber was macht man nicht alles um neue Einblicke in die aussergewöhnliche Vogelwelt der Insel Cabrera zu gewinnen.
Meine Vorbereitung sieht so aus, dass ich nach einem kurzen Blick über die Kaimauer auf das unruhige Meer, meine Wellenglätter-Pillchen einschmeiße (Reisetabletten .. auch bekannt als „Scheiß-egal-Drops“). „Better safe than sorry.“ hat mir mal jemand gesagt und auf dem kleinen Boot ohne Toilette (so dachte ich) wollte ich nur ungern seekrank werden. Wie sich hinterher heraustellen sollte, eine wirklich gute Idee meinerseits, wenngleich es doch eine mini Boots-Pump-Toilette gibt.
Trotzdem ist das Meer sehr unruhig an diesem sonnigen Tag. Wie gut, dass alle Fotografen an Bord – ausgenommen meine Wenigkeit – perfekt vorbereitet mit in Plastiktüten verpackten Mega-Objektiven angerückt sind. Die beeindruckenden Kameras der Teilnehmer signalisieren deutlich: wir sind nicht zum Spaß hier! Wir machen jetzt ein paar ernsthaft gute Fotos.
Miguel erklärt mir auf der 40 minütigen Überfahrt ins Archipel von Cabrera was genau sein Plan ist:
„Wir werden den Vögel vorgaukeln, dass wir ein Fischkutter sind. Dazu haben wir 40 kg Fisch (Beifang, der auf dem Fischmarkt sonst weggeschmissen wird) an Bord und den werden wir immer wieder in Wasser werfen. Dann folgen uns die Tiere und wir können ganz in Ruhe tolle Bilder machen!“
Hört sich nach einem Plan an. Doch vor der Fütterung steht das Fische zerkleinern. Mit sauscharfen Messer bei Wellengang überhaupt gar kein Problem für die Mannschaft. Ich hätte mir vermutlich die Finger abgeschnitten, aber gut – ich bin ja zum Glück nur Zaungast.
Auch Miguels Aufgabe den zerkleinerten Fisch dann an die Möwen und übrigen Seevögel zu bringen …. nicht unbedingt beneidenswert. Nicht nur, dass er hinterher selbst roch wie zerkleinerter Beifang, nein, gelegentlich kam auch mal eine Windböe, die ihm die gerade von Bord geschmissene Fischsuppe zurück ins Gesicht wehte. Aber das ist Miguel egal. Sein Fokus liegt ganz auf den Vögeln. Immer wieder schreit er Namen von seltenen Tieren in den Wind und versucht die Aufmerksamkeit der Nachwuchs-Tierfotografen auf die selteneren Exemplare zulenken.
Über eine Stunde schipperten wir entlang der wunderbare Steilküste des Naturschutzgebietes von Cabrera. Zum Teil umgeben von hunderten Vögeln. Weder meine Kamera, noch meine fotografischen Fähigkeiten reichen aus, um so schöne Bilder zu schießen, wie die Teilnehmer des Fotokurses von Sebastià Torrens . Trotzdem pack auch mich irgendwann der Ehrgeiz: Ein cooles Foto möchte ich heute schiessen – wenn sich diese verdammten Vögel doch vielleicht etwas langsamer fliegen könnten. Aber nein. Keine Chance.
Je länger Miguel ihnen Futter zu wirft, um so näher kommen sie an unser Boot. Zum Teil schweben sie direkt über uns.
Herrliche Bilder entstehen, obwohl ich zugeben muss, dass ich doch die ganze Zeit über etwas besorgt bin. Denn was passiert wenn man Vögeln etwas zu fressen gibt?!
GENAU! Das kommt irgendwann wieder raus. So auch heute. Auch wenn es in diesem Fall nur mein Ohr erwischt. Mein Mund blieb von diesem Moment an FEST verschlossen.
Immer wieder muss ich an den Film „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock denken. Manchmal befinden wir uns in einer regelrechten Wolke von kreischenden Korallenmöwen, . Je länger die Pausen zwischen den „Fütterungen“ werden, umso mehr protestieren sie.
Als die Fische irgendwann aufgebraucht sind. Gibt Miguel der Bootsmannschaft das Zeichen zum Umkehren. Schade – sagen die, denen die Wellen nichts ausmachen. „Gott-sei-dank“ flüstert die ein oder andere weniger see-festen FotografInnen. Aber ich sehe in den zufriedenen Gesichtern der Teilnehmer wieviel Spaß ihnen dieser Ausflug macht. Sie wirken fast ein bisschen enttäuscht, das das Boot kehrt macht, um in den Hafen zurückzufahren.
Kaum sind wir im Hafen zurück und die Gäste von Bord darf ich die Gruppe noch im Bild festhalten. Und auch wenn heute kein aussergewöhnlicher Tag für einen Vogelbeobachter wie Miguel war: Ich weiß, dass solche Momente für ihn immer etwas besonderes sind. Denn es sind die Momente, in denen Menschen in seine Welt abtauchen und die Insel Cabrera, die Tierwelt und vor allem die Vögel dort als das sehen was sie ist:
Etwas ganz Besonderes, dass es sich zu schützen, zu erhalten, oder auch zu zeigen lohnt!