Mallorca – Deine Menschen: Bodyguard Frank Schrader
Ich lebe jetzt schon vier Jahre hier auf Mallorca und ich glaube, ungefähr genau so lange laufe ich schon Frank Schrader über den Weg. Der große, gut aussehende Mann fällt auf – auch, weil er wirklich immer und überall zu jedem nett und freundlich ist.
Bei einem Drink in seinem damaligen Café Era erfuhr ich, was sein eigentlicher Beruf ist: Super spannend und genau das richtig für meine Serie „Mallorca – Deine Menschen“, denn Frank ist Bodyguard.
Scherzhaft behaupte ich immer gerne, dass unser Viertel dank Frank und seinem ‚kleinen‘ Hund Leo viel sicherer ist. Leo ist übrigens – genauso wie mein erster Hund Papito – aus dem Tierheim von SOS Animal in Calvia. Da hat Frank ehrenamtlich regelmäßig Hunde ausgeführt unter anderm auch Leo. Der Rest ist Geschichte.
Das Café Era in Sant Augustin ist schon lang nicht mehr seins, also haben wir uns an einem sehr kalten Abend in eine Bar an der Straße gesetzt. Im Mojo Beach war Elfie im Innenraum nicht erwünscht bzw. nicht erlaubt, deshalb mussten wir wohl oder übel frieren gehen. Aber ganz ehrlich: Wenn dir jemand Geschichten erzählen kann, die dich trotz Kälte bei der Stange halten … dann ist das Frank!
Sein Werdegang
Seit 1985 arbeitet der „Berliner-Jung“ schon in der Sicherheitsbranche. „Mit 16 habe ich auf ner Messe in Berlin eine Tür bewacht. Das war der Ferienjob, mit dem alles anfing“. Sagt der in Neukölln aufgewachsene Riese lachend und packt sein Zahnpasta-Werbungs-Lächeln aus.
Zwei Jahre später ist er dann zur Polizei gegangen. Bis 2002 war er beim Sonder-Einsatz-Kommando. „Aber dann war das Idealismus-Glas leer“, erinnert sich Frank. Mit 32 entschied er sich dazu, in die Privatwirtschaft zu gehen. „Am Anfang habe ich für De Beers Diamanten bewacht. Dann ging es beruflich nach Los Angeles, Malibu und Dubai.“ Alles Gegenden, in denen er nicht wirklich gerne leben wollte. Trotzdem: Ein spannendes Leben, dass den ATK Schwarzgurt-Träger voll ausfüllt.
Sein Motto: „To protect and to serve“
Bewerbungen hat er nie wirklich schreiben müssen „außer die bei der Polizei – alle anderen Jobs habe ich über Mund-zu-Mund-Propaganda bekommen,“ erzählt er mir. Zu den Kunden seiner Firma AT FRONT Security gehören ausschließlich A-Promis, wie Georg Clooney, Leonardo di Caprio oder Tom Cruise und vor allem wichtige Wirtschaftsleute.
Ich frage mich, warum diese ‚großen Fische der Branche‘ wohl ausgerechnet Frank buchen … kann es mir aber eigentlich auch selbst erklären. Erstens sieht er selbst aus wie ein Promi und nicht wie ein Bodyguard – er fällt damit wenig auf. Und zweitens ist er einfach rundum Dienstleister.
„Mein Verständnis meines Jobs ist mehr das eines Personal Assistent. Ich weiß nicht nur, welcher Spa wann auf hat, sondern habe auch für spontane Planänderungen ein Sight-Seeing-Programm von einer Stunde bis zu einem Tag parat. Sollte mein C.E.O beispielsweise spontan Freizeit haben.“ Sagt Frank und ich werde neugierig. So richtig kann ich mir nicht vorstellen, was der Job eines Bodyguards noch alles beinhaltet, außer natürlich, dass er sich im Zweifelsfall à la Kevin Costner vor seine Schutzperson schmeißen muss und dabei drauf gehen kann. „Ja klar. Auch das gehört im schlimmsten Fall dazu. Aber im Idealfall kann ich solche Situationen durch eine gute Vorbereitung verhindern,“ erklärt mir der Wahl-Mallorquiner.
Das Spannende am Job eines Bodyguards
Grundsätzlich sieht diese Vorbereitung so aus, dass Bodyguard Frank Schrader 48 Stunden vor dem Kunden am Zielort ankommt, um dort alles zu erkunden und zu regeln: „Wo gibt es Restaurants, wo können wir da ungestört sitzen, wie kommt der Kunde schneller durch den Zoll, etc. Ich checke das Hotelzimmer – alle Elektrogeräte, ich fasse alles an. Es könnte ja beispielsweise Kontaktgift drauf sein.“
Ich muss schlucken und gucke Frank ungläubig an – wie kriegt man das denn bitte raus?!
„Na indem ich es anfasse,“ kommt die Antwort mit dem verschmitzten Grinsen des 45 Jährigen. „Deshalb informiere ich mich vorher auch immer – wo ist das nächste Krankenhaus, und wie komme ich da am schnellsten hin.“ Ich kann mir nicht helfen und muss kurz denken, dass ein gewisser Grad an Wahnsinn wahrscheinlich doch auch zur Grundeinstellung eines Bodyguards gehört.
Aber warum buchen denn nun Sänger wie Juanes und Nick Hucknall von Simply Red ausgerechnet einen deutschen Bodyguard, wenn sie nach Mallorca kommen? „Das hat verschiedene Gründe – sicher auch den, dass ich wirklich überhaupt nicht neidisch bin. Wenn einer viel Geld hat und sich viel leisten kann, finde ich das toll. Aber sonst nichts.“ Ich nicke. Dieses Gefühl ist mir auch völlig fremd. Vielleicht wäre der Job ja auch noch was für mich, denke ich und grinse in mich hinein.
Warum wurde Frank Schrader Bodyguard?
„Ich wollte echt helfen – wir haben in Westberlin eine der besten Ausbildungen überhaupt genossen. Denn die Berliner Polizei musste ja nun im Notfall auch das Militär ersetzen. Das heißt, wir hatten eine richtige Militärausbildung.“ Zusätzlich hat er sich dann in Israel noch im Personenschutz ausbilden lassen. „Die waren damals in dem Bereich einfach die besten,“ erinnert sich Frank an seine Anfänge.
Wenn er dann mit dem Kunden unterwegs ist, hat er seine Augen überall. Er muss sich super gut vorbereiten. Alle „Gefahrenquellen“ – also auch Personen – kennen und im Zweifelsfall ausschalten können.
„Ich habe beispielsweise einmal geholfen, einen von der Polizei gesuchten Stalker von Martina Navratilova zu stellen. Das kommt allerdings nicht so oft vor. Denn mein Job ist es eigentlich nicht zu schlichten, den Helden zu spielen, oder irgendwas zu regeln. Mein Job ist es nur, im Notfall den Kunden einfach aus der Situation zu entfernen.“ Vor meinem inneren Auge sehe ich Frank mit Bill Gates im Arm Richtung Auto rennen.
Frank erklärt dann aber: „Das kann auch bedeuten, dass der Kunde mir in einem Gespräch ein geheimes Zeichen gibt und ich dann mit dem Telefon anrücke und ihn aus dem ’nicht enden wollenden Gespräch‘ rette. Das hat dann auch etwas mit Schauspielern zu tun. Dann kann der Kunde sagen ‚Verdammt, ich wollte doch nicht gestört werden – aber da muss ich jetzt wirklich dran gehen.‘ Und schon ist das Problem gelöst.“ Überhaupt muss man viele Zeichen und Codewörter ausmachen mit dem Kunden.
Codewörter und Geheimzeichen sollte jeder haben!
Er schiebt ein, dass er findet, dass alle Eltern mit ihren Kindern Geheimzeichen und Sicherheitscodes haben sollten. Und dass es auch zu seinen Aufgaben gehört, die Familien von wichtigen Wirtschaftsgrößen oder Promis darüber zu briefen, wie sich sie zu verhalten haben, damit ihnen nichts passiert. „Je nach dem, aus welchen Gründen jemand Ziel für Angriffe sein könnte, ist natürlich auch die Familie gefährdet,“ erklärt mir Frank, und ich bin direkt ein bisschen froh, dass ich kein Promi bin.
Frank geht auf in seinem Job – das merkt man. Er ist wahnsinnig vielseitig – der Job – und Frank! Neue Orte wie Sao Paulo oder Mexico City innerhalb kürzester Zeit so zu verinnerlichen, dass der Kunde nicht merkt, dass Frank vielleicht auch zum ersten Mal dort ist: Das ist es, was Frank am meisten an seinem Job liebt. „Ich bin Tourguide, Planer und Schutz zugleich. Dadurch setzte ich mich wahrscheinlich auch von anderen Bodyguards ab. Ich sehe mich mehr als Rundum-Dienstleister.“
Bodyguard sein – heißt immer fit sein!
Wenn der Kunde reiten will, oder Ski fahren oder eine Spritztour mit dem Motorrad machen will – Frank muss das alles ebenfalls können, und genau das gefällt ihm auch. Er lernt immer wieder etwas Neues dazu und hält sich damit fit.
Training ist ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Damit er noch gut 10 Jahre als Personenschützer arbeiten kann, muss er immer topfit sein. „Ich muss ja auch mit den Kunden laufen gehen – manchmal auch um 5 Uhr morgens.“
Ich will wissen, ob ihn ein Kunde schon mal „ausgestochen“ hat beim Laufen. „Ja – es gab da mal einen C.E.O., der war wirklich super fit und ist jeden Tag laufen gegangen – um danach den ganzen Tag auf einer Konferenz arbeiten. Da bin ich dann natürlich auch hochkonzentriert und dann bist du nach ein paar Tagen fertig. Aber dann komme ich zurück nach Mallorca und alles ist wieder in Ordnung.“
Warum lebt Frank auf Mallorca?
Nach Mallorca ist Frank gekommen, weil er auf zwei 90 Kilo Kälber .. nein .. Hunde aufpassen sollte. „Und dabei habe ich mich in die Insel verliebt“, erinnert sich Frank.
Überhaupt sind Hunde seine Leidenschaft. Sein kleiner Leo wiegt gerade mal 70 kg. „Ich bin auch gelegentlich als Hundetrainer unterwegs.“ Sagt er – und korrigiert sich dann: „Nee – eigentlich trainiere ich mehr die Menschen darauf, mit den ‚Riesenkötern‘ umzugehen“, witzelt er. Quasi der Cesar Milan von Mallorca mit Nahkampfausbildung.
Was ist an Mallorca so besonders?
Er hat irgendwie das Gefühl, dass hier die Welt noch in Ordnung ist. Und ich muss ihm Recht geben. Die Probleme der Welt scheinen auf Mallorca oft unendlich weit weg. „Wenngleich es keinen sicheren Ort auf dieser Welt gibt – dieser Illusion sollte man sich nicht hingeben“, fügt Frank hinzu.
Für ihn ist vor allem ein funktionierender Flughafen wichtig „Da hat Mallorca beispielsweise Berlin etwas voraus“, sagt er und lacht kurz. Dann wird er etwas nachdenklich und erzählt, dass seine Oma – bei der er aufgewachsen ist – auch noch in Berlin lebt, und da ist Mallorca nicht so weit weg.
Mallorca ist seit gut 10 Jahren seine Heimat. „Hier gibt es einfach alles. Ich liebe das Meer. Die Gegend hier ist super. Man kennt sich, und das Wetter ist nicht so elend kalt wie in Deutschland.“
Zwischen den Jobs ist Frank immer ca. 7 bis 10 Tage auf Mallorca. Bevor uns die Gliedmaßen eingefroren sind, muss ich noch eine Frage loswerden: Ich will wissen, ob es jemanden gibt, den er nicht beschützen würde?! „Ich lebe nach dem Grundsatz, dass jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat. Auch die Präsidentin der Pelzindustrie. Aber Fakt ist – ich würde nicht mehr jeden schützen wollen. Zum Glück kann ich mir meine Jobs ja auch aussuchen.“
In 10 Jahren will Frank aufhören – dann will er beratend tätig sein, Vorträge halten und Leute, die wirklich wollen, ausbilden im Umgang mit Hunden und zum Thema Selbstverteidigung und Sicherheit. Und wahrscheinlich schreibt er auch bald ein Buch. „Das Buch wird natürlich kein Enthüllungsbuch, es wird ein Buch über Sicherheit heute und wie ich den Beruf sehe“, sagt Frank und ich beschließe … sollte ich irgendwann mal ganz berühmt werden und einen Bodyguard brauchen: Ich weiß schon, wen ich anrufe!
Ein sehr sympathischer Bericht von einer sehr sympathischen Autorin (Bloggerin) über einen sehr sympathischen Menschen! Ich finde Menschen, wie Frank Schrader oder Barbara ,die anderen nichts neiden so liebenswert. Herzensmenschen!
Und Dir liebe Barbara, vielen Dank für Deinen wunderbaren Blog! Freue mich Dich gefunden zu haben!
Ach Bettina … was würde ich ohne Leserinnen wie dich nur machen :-)
<3
Über Kommentare freut sich die Autorin immer sehr
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