Ich bin seit ziemlich genau 20 Jahren Journalistin und eines habe ich gelernt: Themen liegen auf der Straße! Überall. Immer. Ja und manchmal steigen sie auch aus einem dunkelblauen Volvo aus.
Um die Mittagszeit am Leuchtturm von Port de Soller.
Ein großer Kastenwagen braust an mir vorbei und wendet schwungvoll auf dem großen Plato vor dem Refugi de Muleta. (Von hier aus geht ein ganz toller Wanderweg bis nach Deia!) Mir ist sofort klar: ein Tourist fährt diesen Wagen nicht. Als nächstes geht die Tür auf und ein junger, schwarzer Hund mit quietsch-orangenem Halsband springt aus dem Wagen. Dann folgt eine mit Wanderschuhen und kurzen Hosen bewaffnete Blondine. Sie macht die Hintertür auf – es springen 3 weitere Hunde aus dem Wagen. Dann öffnet sie noch den Kofferraum. Ich muss mich beim nachzählen kurz konzentrieren, denn die nächsten 3 Hunde springen heraus und schon wuseln alle umeinander rum und rennen direkt los.
„Ihr Chaoten. Alle hier her!“
ruft sie kurz und bestimmt hinter dem Rudel her und alle drehen sofort um und rennen zurück in ihre Richtung. „Bravo“ denke ich innerlich – die hat ihre Hunde total im Griff. Ein Spanier spricht sie direkt an und fragt nach Tipps, wo er am besten jetzt wandern geht. Sie gibt ihm in Spanisch Auskunft.
Die lebt schon länger hier – denke ich und werde plötzlich von einem wunderschönen Dalmatiner begrüßt. Als der Spanier weg ist, gehe ich zu der Deutschen rüber und frage sie, ob das alles ihre Hunde sind.
„Die fünf Hündinnen gehören mir. Die zwei Rüden habe ich zur Pflege und gehe mit denen Spazieren, sonst wären die zu viel alleine – und reichlich unausgelastet.“
erzählt mir die Mittvierzigerin. Fast alle ihre Hund hat sie gerettet. Einen wollte eine Mallorquinerin gerade in die Mülltonne schmeißen, weil sie die kleine Hündin nicht verkauft bekam. Unglaublich – aber sowas passiert hier auf Mallorca leider noch viel zu oft.
„Und dann auch noch eine Frau. Das hat mich echt mitgenommen.“
Ich erfahre außerdem, dass die Tierretterin eigentlich Schreinerin ist, aber momentan gerade arbeitslos. Dafür kümmert sie sich um die Hunde von anderen und kriegt ein bisschen Geld dafür. So ist das mit den Menschen hier auf der Insel. Sie müssen flexibel sein. Nichts ist sicher.
Die Krise hat viele Jobs gekostet.
Viele Firmen haben kaum noch Aufträge. Gerade als Schreinerin sieht es immer noch düster aus, erzählt mir Brunni.
„Aber unterkriegen lassen wir Insulaner uns nicht.“
Jetzt gerade bemüht sie sich eine Job beim Oliven sammeln zu ergattern. Das wird pro Kilo bezahlt, aber das ist kein Problem für die Lebenskünstlerin, sie ist eine fleißige Biene, wie sie selber sagt. Und irgendwoher muss Geld kommen – sonst muss die Tierretterin bald selbst gerettet werden.
Brunni ist seit fast 10 Jahren auf der größten und schönsten Balearen Insel. Hat sich Soller als neue Heimat auserkoren. Sie erzählt mir ein bisschen von sich, aber ist irgendwie noch recht kühl dabei. Deutsch halt. Immer etwas distanziert.
Als sich die freundliche Dalmatiner-Dame wieder zu mir gestellt, erfahre ich, dass sie taub ist. Trotzdem lässt Brunni sie frei laufen.
„Die Menschen haben viel zu viel Angst um ihre Hunde. Und das überträgt sich dann. Und dann gehen die Hunde auf andere los, weil sie unsicher werden.“
sagt die Blondine und klingt direkt wie eine Profi-Hundetrainerin. Hundeexpertin muss sie sein, denn ihre Bande hört wirklich hervorragend auf sie.
Mittlerweile sitzt die Dalmatiner-Hünden zwischen meinen Beinen und warte auf die nächste Streicheleinheit.
Ich sehe wie ein Lächeln über Brunnis Gesicht huscht. Plötzlich redet sie ganz anders mit mir. Viel weicher. Der Grund für die Wesensänderung? Der Hund!
„Wenn Tipi* jemanden mag, nur dann setzt sie sich zwischen seine Beine. Das ist ein gutes Zeichen. Sie weiß, dass du ein guter Mensch bist.“
Brunni lächelt mich jetzt freundlich an, klopft mir auf die Schulter als wollte sie sagen: „Du bist okay.“ Durch den Hund gesalbt. Sehr schön. Das ist ein schöner Türöffner. Ich erzähle der jetzt viel entspannteren Brunni von meinem Blog „Mallorca talks“ und sie findet die Idee, dass ich eine Geschichte über sie mache, klasse.
„Dann kommst du mich besuchen. In meinem Haus. Ich hab noch sechs Kater und eine Katze. Das musst du sehen.“ lädt mich die Tierretterin zu sich nach Hause ein.
Das werde ich machen! Ich will wissen, wie das geht. Ohne Job mit so viel Tieren auf Mallorca. Einer Insel, die durchaus teuer werden kann.
* Tipi steht übrigens für „Taubespünktchen“ abgekürzt und Englisch ausgesprochen – einen herrlichen Humor hat diese Frau!!!
ACHTUNG
Wer einen Job für Brunni die Tierretterin hat – oder seinen Hund zum Sitten geben möchte – oder Brunni einfach mal auf einen virtuellen Kaffee einladen möchte, kann hier Kontakt mit ihr aufnehmen.
- Schick eine Email an Brunni
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Das Thema Armut und Hunger bringt normalerweise niemand mit Mallorca in Verbindung…. aber Fakt ist auf der schönen Baleareninsel gibt es fast eine halbe Millionen Menschen, die an der Armutsgrenze leben. Wenn du mehr zu diesem Thema lesen möchtest, dann lies hier weiter
sehr schön geschrieben , bin gespannt wie es weiter geht mit Brunni
Danke schön Jennifer! :-)
Ja – die Brunni und ich wollten uns schon treffen. Aber da hat uns der Wetter-Gott einen Strich durch die Rechnung gemacht. Regen, Regen, Regen und so ein nasses Rudel Hunde sieht auf einem Foto nicht so schick aus ;-) aber ich bleib dran!
schöne Geschichte, leider ist es hier mit der Arbeitslosigkeit und den verwaisten Tieren wirklich schlimm. Habe auch gerade erst einen Mischling adoptiert, der geschlagen und halb verhungert gerettet wurde. Wenn ich etwos höre, jobmässig, melde ich mich bei ihr. Drück ganz doll die Daumen und bin gespannt , wie es weitergeht…
Hallo Biggi!
Das ist klasse! Danke Dir!!!
Ich finde ja, wenn jeder ein bisschen was macht, dann wird die Welt Stückchen für Stückchen ein besserer Ort!
Schön, dass auch Du deinen Teil dazu beiträgst! Du veränderst mit einer Adoption ja nicht die Welt ganze Welt…. außer natürlich für deinen Hund! ;-)
So viele Menschen lesen diesen Artikel … wenn nur ein paar wenige von euch 2 oder 5 Euro spenden würden, wäre Brunni – vor allem aber ihren Tieren sehr geholfen!
Einen virtuellen Kaffee für Brunni … wer ist dabei?
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hey babs… hoffe doch das wir im neuen jahr die fortsetzung von mir u meinem sweet home hinkriegen ….nu sind wir mit 4beinen mehr bei mir…hab eine einäugige katze gerettet…ojala hab ich sie genannt…uuuuund sie geht mit, wenn wir ..mein hunderudel u ich von hier aus in die berge wandern..fenomenal..ev koennen wir ja bei der fortsetzung vom brunnirudel, dass mit fotos beweisen… hund u katz lieben sich….liebe gruesse…brunni u ihr riesen rudel!!