Eine schwere Frage:
Welche Insel ist schöner?! Mallorca oder Menorca?!
Der Vergleich ist ungefähr genauso fair wie die Frage: Kaffee oder Tee?!
Die Antwort: Es kommt halt ganz auf den persönlichen Geschmack an. Ich habe im März drei Tage dazu genutzt, um mir Mallorcas kleine Schwester anzuschauen. Damit ich meine ganz eigene Meinung zu diesem Streitthema bilden kann.
(Nur kurz zur Namensklärung: Mallorca – bedeutet „die Größere“ … Menorca folglich „die Kleinere“ auf katalanisch.)
Und ich will ehrlich sein: Gerne hätte ich planmäßig diese windige Insel wieder verlassen. Aber genau dieser Wind, der mich auf dem Monte Torre (dem höchsten Punkt der Insel) fast über eine Brüstung gepustet hätte, hielt uns auf der Insel.
Unsere Überfahrt wurde gestrichen. Jippiiii … neue Unterkunft finden! Pläne umschmeißen. Chef anrufen. Ach – es gibt nichts Schöneres. Obwohl … Der Blick auf´s Meer hat bewiesen, ich wäre bei vier Meter hohen Wellen doch sehr ungern auf einem Schiff hin und her geschaukelt worden. Also – genug gejammert.
Außerdem habe ich dadurch ein paar Extrastunden gewonnen, in denen ich mich hier in meinem wirklich tollen Cheap & Chic Hotel mitten im Zentrum von Ciutadella, um meinen Blogpost kümmern kann. Das kostenlose Wifi ist zum Surfen etwas zu langsam, deshalb habe ich jetzt Zeit zum Schreiben.
„Menorca könnte so schön sein, wenn der Tramuntana und die Mallorquiner nicht wären.“
Das sagen die Menorquiner, wenn man sie fragt, wie sie ihre Insel denn so finden. Der Tramuntana ist ein Wind, der hier locker bis zum 100 km/h haben kann. Ein kalter Wind, der vom Meer über die hauptsächlich flache Insel hinweg fegt.
Ich sage euch, noch nie war mir so bewusst wie in den letzten Tagen, wie sehr uns das Tramuntana Gebirge auf Mallorca vor diesen Winden schützt. Schon irre. Ob es wohl deshalb so heißt?! Hmmmm.
Wie auch immer … offensichtlich geht auch den Menorquiner ihr Wind gehörig auf den Zeiger. Mehr als einmal haben ich gehört: „Este viento – un desastre.“ (Dieser Wind – ein Desaster.)
Aber was haben die Einheimischen auf der 700 km2 großen Insel nördlichsten und östlichsten Insel der Balearen mit ihren Nachbarn auf Mallorca für ein Problem?!
Nun, die Menorquiner mögen die Bewohner Mallorcas nicht besonders, weil es sie ein bisschen nervt, dass sie für wichtige Behördengänge, medizinische Versorgung oder spezielle Dinge wie Baumaterialien etc. immer nach Mallorca übersetzen müssen. Sie sind also oft, gerade bei wichtigen Themen von den Mallorquinern abhängig.
Was die Sache erschwert, ist nicht nur der Preis für das Übersetzen auf die Nachbarinsel: Wir haben für 2 Personen und ein Auto mit Iscomar 94 Euro bezahlt – sondern eben auch die Elemente. Wenn zu viel Wind weht, dann geht halt keine Fähre. Das die gestrichen werden scheint durchaus Gang und Gebe zu sein, denn als unsere Überfahrt ausfiel, zuckten alle nur mit den Achseln und ihr der einzige Kommentar war:
„Das ist Menorca.“
Bingo. Und das wo ich Wind doch so liebe.
Aber jetzt zu den schönen Dingen auf Menorca:
Die totale Ruhe. Selbst in der Hauptstadt Maó (katalanisch) oder Mahon ist zu dieser Jahreszeit (Februar) der Hund begraben. Am größte Naturhafen Europas (weltweit Nr 2 gleich nach Sydney, Australien) hatten auf einer Länge von circa 2 km zwei Restaurants geöffnet. ZWEI. Da muss man nicht lange überlegen, wo man den jetzt essen soll. Das ist einfach: Da wo die Heizstrahler drin stehen und der eine Gast entspannt ohne Jacke sitzt. Logisch.
In Ciutadella – der ehemaligen Hauptstadt – ist gefühlt, mehr als die Hälfte aller Läden geschlossen. Damit fällt also auch shoppen aus. Sehr gut für den Geldbeutel. Außerdem können wir uns so besser auf die schönen, alten Häuser und Bauten konzentrieren.
Tagsüber waren wir fast alleine unterwegs. Zu meiner großen Freude und Überraschung sah das abends schon gleich anders aus. Um 17 Uhr kommt so langsam Leben in die schönen Straßen und Gässchen. Ach ja – und richtig voll war es im Kino!
Da sind wir quasi notgedrungen hin, da unsere eigentlich sehr schöne erste Unterkunft ein regelrechter Kühlschrank war. Ein kleines Häuschen in „Les Delfines“ – einem Vorort von Ciutadella – wunderschön eingerichtet, toll aufgeteilt, leider ohne Heizung. Die vorhandene Klimaanlage war leider auch nutzlos, da sie die Sicherung rausspringen lies. Und der Kamin konnte auch nicht so recht gegen den Wind, der durch die einfach-verglasten Fenster pfiff, anstinken. Also – was machen wir: flüchten … dahin wo´s war ist. Ins Kino. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die halbe Stadt hatte dasselbe Problem! Oder es lag doch am Film. Das Kino war bis auf den letzten Platz gefüllt – an einem Dienstagabend!
Was mich davon abgesehen wirklich beeindruckt hat, war die Schönheit und Ursprünglichkeit der Natur. Die wirklich ganz anders ist als auf Mallorca. Gerade in der Region um Ciutadella herum, hatte ich häufiger das Gefühl mich auf dem Mars zu befinden. Die roten Steinlandschaften werden nur unterbrochen von den kilometerlangen Trockensteinmauern, die ja auch auf Mallorca so typisch sind.
Als Kontrastprogramm dazu dann die hügeligen, grünen Landschaften im Osten der Insel. Die zahlreichen Kuhweiden verraten, dass die Käseproduktion hier tatsächlich ein Haupt-Wirtschaftszweig ist.
Kulturell ist Menorca ein echter Knaller. An sprichwörtlich jeder Ecke steht ein prähistorisches Bauwerk. Die Spuren menschlicher Besiedlung kann man bis in die Jungsteinzeit, d. h. bis 6000 Jahre v. Chr., zurückverfolgen! Viele davon sind erstaunlich gut erhalten. Gefühlt gibt es auf Menorca viel mehr Bauten (oder auch Steinhaufen, wie mein Freund gerne wertschätzend sagt) als auf Mallorca. Das mag aber auch daran liegen, dass beispielsweise die Talayots auf Menorca einfach mehr auffallen.
Aber besonders schön fand ich unsere Wanderungen durch das Naturschutzgebiet von S´Albufera d´es Grau im Norden. Naturfreunde finden hier Wege, die extra zum Beobachten von Vögeln oder Schildkröten angelegt wurden.
Auch unsere Wanderung zur einer der wenigen Höhlen hier auf der Insel war super schön. Und von den 92 km/h Windgeschwindigkeiten in der Hauptstadt Maó haben wir in den Schluchten im Süden nichts mitbekommen.
Die erste Höhle war übrigens geschlossen. Die zweite haben wir mangels Beschilderung leider nicht gefunden. Die Schilder sind offenbar von irgendwelchen Idioten entfernt worden und für irgendwelche spontanen Suchexpeditionen hatten wir leider keine Zeit. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir ja noch, dass wir die Insel planmäßig verlassen würden.
Besonders die Tatsache, dass auf Menorca der höchste Berg nur 357 Meter hoch ist, sorgt dafür das mittelmäßig gut trainierte Wanderer wie ich, ihre Wanderungen durchaus genießen können. Auf Mallorca wird aus einem „kleinen Ausflug“ schnell eine schweißtreibende Kletterpartie.
Mein Fazit zur Frage Mallorca oder Menorca:
Menorca ist tatsächlich nur die kleine Schwester von Mallorca. Für mich bleibt Mallorca der Favorit. Menorca hat allerdings auch schöne Seiten:
- Besonders der Camí de Cavalls ist ein toller Wanderweg, der sich gerade für nicht wirklich top trainierte Wanderer oder Einsteiger eignet. Mehr zu dem 185 km langen „Pferdeweg“ später hier.
- mehr Ruhe, durch weniger Tourismus
- die tollen Naturschutzgebiete für Naturfreunde
- Camping ist auf Menorca an vielen Stellen möglich im Gegensatz zu Mallorca!
Der größte Minuspunkt für mich: der Wind. Er hat mir wirklich schwer zu schaffen gemacht. Zum Glück haben wir da auf Mallorca nicht sooooo viel davon.
Mallorca bleibt aber vor allem deshalb mein Favorit, weil hier selbst im Winter immer noch Leben ist und außerdem möchte ich der britischen Zeitschrift „The Sunday Times“ ungern widersprechen, die Mallorca ja nun gerade zur „lebenswertesten Stadt 2015“ erkrönt hat.
„Es handelt sich um eine Stadt im Hosentaschenformat, die alles hat.“
Hieß es von den Autoren. Sie lobten Gastronomie, Infrastruktur, tolle Strände – Palma sei das Tor zu der wunderschönen Insel Mallorca.
Na – was soll ich da noch hinzufügen?! NIX.
Warst Du schon mal auf Menorca?
Was gefällt Dir besser? Wer gewinnt bei Dir? Menorca oder Mallorca?
Wieso kann ich hier keinen Kommentar mehr absenden?
Das sieht wirklich stürmisch aus!
Ich hoffe, dass ich beide Inseln einmal kennen lernen werde!
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Wunderbarer Bericht…
„fühlt sich“ ( liest sich so) , als wäre ich dabei gewesen :)
Und ich bleibe auf Mallorca .
Danke !
Das ist gut!
Ich würde auch für kein Geld der Welt tauschen wollen ;-)
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