Ein Blumenmeer zwischen Trockensteinmauern, der Hafen in Sicht – ein Ort der Ruhe mitten in Palma – der Natzaret Garten.
Meine Mallorca Tipps für Palma de Mallorca:
Die Natzaret-Gärten!
Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung, Raum.
Diesen Spruch habe ich irgendwo aufgeschnappt und er kam mir in den Sinn, als ich neulich mal wieder durch die Natzaret-Gärten in Palma spazierte. Ein Ort, den ich sehr liebe und deshalb hier als einen meiner wertvollsten Mallorca Tipps bzw. Insel-Schätze mit Dir teilen möchte.
Mallorca Tipps für Garten-Fans
Diese wunderschön angelegten, alten Gärten sind ein ganz besonderer Ort. Wer Kraft tanken will vom Stress des pulsierenden Lebens in den Straßen von Palma de Mallorca, ist hier genau richtig. Auch wenn die Gärten direkt am viel befahrenen Passeo Maritimo liegen, ist es trotzdem so, als ob beim Hinaufgehen der Treppenstufen und Durchschreiten des Eisentores alles hinter Dir zurück bleibt.
Ich laufe auf den zum Teil kleinen Trampelfaden in die hintersten Ecken dieser terrassenförmig angelegten Anlage, und finde neben abgeschlossenen Höhlen auch einen alten Mann auf einer Bank. Er zwinkert mir zu und sagt mir, ich soll mich setzen.
Die Geschichte der „Jardines de Natzaret“
Miguel – so heißt der Mann angeblich – erzählt mir, dass die Gartenanlagen schon aus dem 18. Jahrhundert sind. Das Gelände soll Kardinal Antoní Despuig gehört haben.
Der gebräunte Mann mit dem freundlichen Lächeln fällt ins Mallorquin und deutet nach oben – da soll auch ein Waisenhaus stehen, meine ich zu verstehen. „Damit die Kinder von der Straße kommen, hat er den schönen Garten angelegt,“ sagt Miguel und lacht dabei so verschmitzt, dass ich mir nicht sicher bin, ob das ein Scherz ist oder nicht. Noch bevor ich nachhaken kann, erzählt er weiter – auch heute diene das Haus oberhalb des Gartens als neue Heimat für benachteiligte Kinder und Jugendliche aus problematischen Familien bzw. ohne Eltern. Die Natzaret-Stiftung kümmere sich um sie – die Tradition werde so erhalten.
Die Natzaret-Stiftung und der Inselrat waren es auch, die den alten Garten, der seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht, 2014 wieder eröffnet haben.
Wann? Wo? Wie?
Unter der Woche – also montags bis freitags – ist die Anlage immer zwischen 10 bis 14 Uhr offen. Einmal über den Zugang von der Straße Joan Miró – aber auch über den Passeo Maritimo. Unten steht eine große Verbotstafel: Hunde müssen draußen bleiben – da achtet Miguel auch drauf. Essen und Trinken (!) ist auch verboten, Fahrradfahren sowieso – „da würde ja alles kaputt gehen“, winkt Miguel ab. Auch Rauchen darf hier niemand, erklärt der weißhaarige Mann mir. Ich lache und sage: „Ich hab mal gehört, dass man auch keine Schuhe mit hohen Absätzen tragen darf.“ Und als wäre das selbstverständlich, nickt Miguel nur: „Die brechen sich hier sonst die Hacken und machen uns dabei unsere Wege kaputt!“
Während Miguel redet, genieße ich den Ausblick über den Hafen von Palma & die kleine Can Barbara. Mittlerweile sind wir ganz oben angekommen und stehen auf einer Art Terrasse mit einem Natursteinmosaik auf dem Boden. „Wir sind jetzt auf dem Mirador de la Senyora„, meint Miguel. Ich lasse meinen Blick schweifen und verwerfe meine ursprünglichen Zweifel, ob dieser Ort nicht eigentlich zu unspektakulär für meine Mallorca Tipps ist.
Der Garten hat mich ganz gefangen
Ich werde ganz still. Dem alten Mallorquiner bin ich vermutlich nicht gesprächig genug, denn er versucht meine Aufmerksamkeit auf die Bodendecker und Stauden unter uns zu lenken. „Die sind alle hier einheimisch.“ Ich gucke kurz runter und kenne aber nur die Bougainvilleen.
„Das da ist auch eine ganz seltene Pflanze – eine China-Rose!“ sagt Miguel, zeigt auf eine Pflanze ein paar Meter entfernt und wartet auf meine Bewunderung. Da ich mich mit Pflanzen nicht so wahnsinnig gut auskenne, nicke ich nur und ziehe die Augenbrauen hoch. Dann erzählt er mit noch etwas von „Afrikanischem Löwenohr mit orangefarbenen Blüten und gelb-weißlichen westindischen Frangipani“ (?). Ich bin überfragt und kann mir die anderen Namen nicht mehr merken. 35 verschiedene Pflanzenarten soll man dort finden können.
„Wunderschön – und so romantisch!“
sage ich nur und Miguel nickt, als hätte ich zum ersten Mal etwas Schlaues gesagt. Die Gärten seien tatsächlich den Gartenanlagen der Romantik nachempfunden, erklärt Miguel, und kritzelt mir den Namen des Landschaftsarchitekten Antonio García-Delgado auf einen zerknüllten Zettel. „Der hat diesen Garten restauriert und neu geplant!“, meint Miguel.
Ohne Punkt und Komma redet er weiter: „Die Restaurierung hat auch wirklich lange gedauert. Seit 2006 haben die Mauerer und Gärtner an dem völlig zerfallenen Garten gearbeitet.“ Er lehnt sich gegen eine der Mauern und sagt ganz stolz, als wäre es alles seine Arbeit gewesen: „Ist wirklich schön geworden!“
Ob er hier angestellt ist, will ich von Miguel wissen. Er schüttelt den Kopf. „Nein. Ich komme nur gerne hierher. Außerdem trifft man hier schöne Frauen!“, lacht er und zwinkert mir wieder zu.
Nach einer knappen Stunde muss ich weiter. Ich bedanke mich bei Miguel für die vielen interessanten Auskünfte und weiß: Wenn ich mal wieder etwas abschalten möchte, dann komme ich wieder in die Gärten von Natzaret. Hier kann ich gut entspannen – fernab von aller Action und der Hektik der Stadt.
Links für alle, die mehr über die Natzaret-Gärten wissen möchten:
Miguel hat mir tatsächlich viel Richtiges erzählt: Der Garten ist ein Teil der Finca „El Terreno“, die 1784 erbaut wurde. Diese Finca – die vor dem Bau des Passeo Maritimo direkt am Meer lag – wurde ab ca. 1923/24 von Ordensschwestern betrieben, die sich um die Gärten und dank der Stiftung Natzaret auch um Kinder aus zerrütteten Familien kümmerten.
Kleiner Tipp: wer Schwierigkeiten hat, den Eingang zu finden – direkt neben der Diskothek Pacha gehen ein paar Treppenstufen hoch: Einfach links halten!
Und? Wie findest Du meine Mallorca Tipps? Ich freue mich über jeden Kommentar!
Der Beitrag über den Natzaret Garten hat dir gefallen?
Dann schau dir auch diese Artikel an:
- Die Kirche ohne Dach in Biniamar
- Die Bauten der Ureinwohner Mallorcas: Die Talayot
- Das Castell de Son Carlos in Palma
Einfach traumhaft!!! :)
Vielen Dank! :)
Gerne ;-)
Habe gerade Deinen Blog entdeckt und bin jetzt schon ganz begeistert. Deshalb habe ich mir auch spontan „Mallorca mit uns“ bestellt. Bin schon ganz gespannt und auch schon ein bisschen im Reisefieber: In 4 Wochen geht’s für ganze 16 Tage nach Paguera. Da stehen die Natzaret-Gärten, von denen ich hier zum ersten Mal gehört habe, auf jeden Fall auf dem Programm. Wenn noch Kondition da ist (bei uns Bürohengsten nicht gerade reichlich vorhanden…), kraxeln wir noch weiter bis zum Schloss Bellver, die Aussicht von dort oben ist ebenfalls super.
Wir freuen uns jetzt schon wieder auf unsere Lieblings-Insel, im Frühling ganz besonders zu empfehlen!
Dir noch viel Erfolg mit Deinem wirklich empfehlenswerten Blog!
LG vom Niederrhein sendet Ulla
Hallo Ulla!
Wie schön!!! Ich freu mich riesig und wünsche euch ganz viel Freude auf Mallorca und freue mich jetzt schon auf dein Feedback über die kleinen aber feinen Natzaret-Gärten! ;-) Vielleicht kombiniert ihr die Gärten mit einem Besuch im Castillo Son Carlos! Das ist ja quasi gleich um die Ecke!!!
LG
Barbara
Pingback: Kirche ohne Dach - mallorca-talks.com