Darf ich vorstellen: Mari Carmen – meine Lieblingskellnerin!
Mari Carmen Hidalgo Peña kenne ich jetzt seit 3 Jahren. Ungefähr so lange komme ich schon regelmäßig zum Mittagessen ins Mood Beach in Puerto Portals. Mari ist winzig klein, aber flink wie ein Wiesel. Sie redet auch genauso schnell wie sie läuft. Sie ist ein Arbeitstier und eine „Dienerin“ im besten Sinne. Sie liebt es Menschen zu bedienen.
„Kellnern ist so viel mehr als nur Tische sauber machen. Die Gäste kommen her und sollen sich hinterher besser fühlen. Ich helfe ihnen dabei!“
sagt sie immer wieder. Deshalb hat Maria auch immer ein freundliches Wort, ein Lächeln und – wer sie länger kennt, kriegt auch eine Umarmung und einen Besito (ein Küsschen).
Am liebsten gehe ich im Winter zu Mari. Wenn die Sonne das Meer zum Glitzern bringt und ich hinter den Fensterscheiben des Clubs im Warmen sitze. Ich muss ehrlich sagen, ich wüsste nicht, ob ich so regelmäßig dort hin ginge, wenn Mari nicht wäre. Das Essen ist zwar lecker, aber auch relativ teuer. Außerdem: die Karte wechselt selten. Stammgäste sehen also nichts wirklich Neues auf der Karte. Aber:
Menschen machen Orte!
Und für mich macht Mari das Moods aus. Mittlerweile weiß ich ein paar Dinge über sie.
Sie ist Mutter und Flamenco-Sängerin!
Deshalb liebt sie die gute Live-Musik, die es hier gerade im Winter an jedem Freitag Abend zu hören gibt. Sie ist begeisterungsfähig bis zu einem Grad, den ich bewundernswert finde .. wenn sie über etwas redet, das sie liebt, dann glänzen und funkeln ihre Augen mit dem Meer um die Wette. Und sie hat dieses ansteckende Lachen….
Ich bin heute die erste und lange auch die einzige Kundin. Wir kommen wieder mal ins Gespräch. Sie stellt mir wortlos einen Kaffee hin und zwinkert. Ich verrate ihr, dass ich gerne etwas über sie schreiben möchte. Sie lacht einmal laut auf und sagt dann sofort ja. Ich frage sie, ob Kellnern ein Beruf oder eine Berufung ist für sie.
Beides sagt sie. Deshalb hat sie auch diese unbändige gute Laune beim Arbeiten. Sofort gibt Mari zu, dass sie natürlich auch ihre Probleme hat, aber
„die lasse ich – wie ein Rucksack – einfach vor der Tür, wenn ich herkomme. Hier lache ich alle an. Die Menschen haben es verdient, dass sie hier ein Lächeln geschenkt bekommen. Sie kommen und wollen das Meer genießen und Spaß haben.“
Die 31-Jährige ist als Jugendliche aus Andalusien mit ihren Eltern nach Mallorca gekommen. Ihr Vater hat im Baugewerbe gearbeitet und Frau und Kinder nachgeholt, als er gute Arbeit auf den Balearen gefunden hatte. Die damals 14-Jährige ging hier zur Schule, dann traf später ihren Mann, fand Arbeit hier, bekam eine kleine Tochter und ist jetzt – wie sie sagt – total glücklich hier. Als sie mir mehr von ihrem Vater erzählen will, steigen ihr plötzlich Tränen in die Augen. Er ist vor genau drei Jahren gestorben und Maria vermisst ihn immer noch sehr. Gerade jetzt wäre es so schön, wenn er noch da wäre, sagt sie leise und fasst sich dabei an den Bauch. Ich ahne, was sie mir sagen will.
Ich weine mit ihr.
Eigentlich ist alles so schön. Ihre kleine Familie wächst, sie hat super Chefs, die es ihr ermöglichen tagsüber zu arbeiten, damit sie abends für ihre Familie und ihre Leidenschaft, das Flamenco-singen Zeit hat. Als es um die Musik geht, trocknet Mari ihre Tränen schnell und holt ihr Handy raus. Sie zeigt mir ein Video von einem ihrer letzten spontanen Auftritte. Ich find´s klasse. Aber entscheide selbst:
„Gefällt es dir?“
fragt sie mich, wartet aber gar nicht auf die Antwort, sondern redet gleich weiter.
„Ich hab´s gut, oder?! Guck mal, an was für einem tollen Ort ich arbeiten darf. Und dann habe ich sogar noch Zeit für Flamenco.“
stellt sie fest. Wir schauen beide auf´s Meer. Ja. Es ist schon wunderschön hier, wo wir arbeiten dürfen.
„Auch die Menschen, die herkommen sind alle so nett und interessant. Hier kommen Promis und Menschen wie du. Ein bunter Mix. Super spannend. Ach – Ich liebe es einfach Kellnerin hier zu sein.“
fügt sie hinzu und sagt dann:
„So – du weißt jetzt genau. Ich mach jetzt weiter. Da vorne braucht noch jemand einen Kaffee – und ein Lächeln.“
Ob auf Mallorca wohl auch alle Kellner heimliche Künstler sind? Flamenco Sängerinnen, Tänzerinnen, … wer weiß es schon?!
Solltest Du einen kennen, den ich unbedingt interviewen muss/ soll/ darf …
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Herrlich authentisch. So viele tolle Menschen unterwegs in der Welt . Mit diesem Blick auf die ganz normalen Leute um uns herum sensibilisierst du uns! Schöner Artikel
Danke schön Ute!!!
Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
Authentisch sein und authentische Menschen vorstellen, das ist mein Ziel!
‚Menschen machen Orte‘ ist ein kluger Satz!
Ja, ne ;-) und der ist sogar von mir!!! :-D
Ein wirklich schöner Bericht! Wer will nicht an so einem schönem Ort Arbeiten! BTW tolle Musik! :-)
Danke schön!!! :-)
Die Musik ist ja nicht von hier, sondern ursprünglich aus Andalusien, aber ich finde sie trotzdem klasse!
Wie ein wiesel mit einem laecheln im gesicht….mal jemand die ihren beruf mit herz u seele ausuebt…leider viel zu selten…die meisten sind genervt..statt froh u dankbar zu sein eine arbeit zu haben….hut ab…schoener bericht…
Wie wahr, wie wahr.
Und danke für die Blumen ;-)
Super geschrieben, tolle Frau, man merkt, dass Ihr Ihre Arbeit Spass macht und die Musik einfach klasse.