Ein Gastartikel von Bloggerin Anna Tillmann!
Warum Radfahren auf Mallorca mich bekehrt hat
Dass es auf Mallorca neben Ballermann und Eimersaufen auch hübsche Dörfer, tolle Strände und einsame Buchten gibt, das war mir schon lange klar. Dass Mallorca aber mehr als Strandurlaub zu bieten hat, wusste ich nicht – bis ich eingeladen wurde, die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden. Mit den Worten „Dein Auto ist doch gerade abgebrannt, willst du nicht mal Radfahren auf Mallorca“, schickte mich mein Chef auf die Reise.
Mein Auto hatte sich tatsächlich gerade mit einem Kurzschluss und einem Feuerwehreinsatz auf den Autofriedhof verabschiedet und ich war auf Bus und Bahn angewiesen. Das aber ist eine ganz andere Geschichte. Das Angebot gefiel mir, obwohl Mallorca nicht besonders hoch auf meiner Prioritätenliste stand und ich keine begeisterte Radsportlerin bin.
Ich wagte ein Experiment, von dem ich mit brennenden Beinen und blauem Hinterteil, sowie einer für mich überraschenden Erkenntnis nach Hause zurückkam.
Mit einem scharfen Auge kann man die Schwärme von Radfahrern, die Mallorcas Straßen bevölkern, schon im Anflug auf Palma de Mallorca vom Flugzeug aus erspähen. Wie Ameisen reihen sie sich im Verkehr aneinander, fleißig strampelnd, in großen und kleinen Gruppen. Mal schnell, mal langsam bewegen sie sich über die Insel.
Mit mir erreicht eine Gruppe junger Männer die Insel. Sie sind bereits voll ausgestattet, in Trikots und Radlerhosen angekommen und warten auf ihre Räder. Für die gibt es in Palma neben dem Schalter für Sperrgut einen eigenen Gepäckschalter. Vor dem Flughafengebäude schraubt eine Gruppe gerade angekommener Mallorca-Besucher ihre Rennräder zusammen. Statt mit dem Bus oder dem Taxi weiter zu fahren, starten sie ihre Fahrradtour direkt von hier. Bei so viel Sportbegeisterung kann ich es selbst kaum erwarten, endlich aufzusteigen.
Es ist angenehm warm in Palma. Nicht zu warm, um Sport zu treiben, aber auch nicht so kalt, dass man sich lieber drinnen aufhalten möchte. Ich muss mich noch ein wenig gedulden, die erste Radtour ist erst für den nächsten Tag geplant. Auf dem Weg ins Landesinnere, auf Seitenstraßen und Bundesstraßen werden die Fahrradfahrer immer zahlreicher.
Zeitweise fühle ich mich nach Frankreich versetzt, auf eine Etappe der Tour de France.
Kein Autofahrer regt sich über die Fahrradgruppen auf, längst haben sich alle Einheimischen daran gewöhnt, dass die Insel in der Nebensaison von Fahrradtouristen bevölkert wird.
Statt Ballermann, Partytourismus und Badeurlaub ist auf Mallorca von Januar bis April und von September bis Oktober Fahrradsaison. Auf der Insel gibt es viele wunderschöne Strecken für jedes Leistungsniveau. Die einfacheren Strecken führen an der Küste entlang, stets mit dem Blick aufs Meer. Wer seine Fahrten klug plant, kann sich vom Rückenwind treiben lassen.
Trotz Rückenwind wird der folgende Tag einer der anstrengendsten in meinem Leben. 50 Kilometer haben wir uns vorgenommen, doch nach den ersten 20 merke ich schon, dass mein Po den Bürostuhl lieber mag als den Fahrradsattel (hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde).
Wir starten in Alcúdia und fahren über die Strandpromenade und durchs Inselinnere nach Pollenca.
Hier gibt es einige kleine Restaurants und Bars. Wir gönnen uns einen Espresso Macchiato und ein paar Tapas, ehe es mit schmerzendem Hinterteil weiter geht. Wenigstens machen die Beine noch problemlos mit.
Wir könnten jetzt auf den Puig de Cornavaques hinaufradeln, 545 Höhenmeter, ein „kleiner“ Abstecher. Doch wird entscheiden uns für einen schnellen Sprung ins Meer: Es geht weiter nach Cala Sant Vincenc, einen Ort mit einer wunderschönen kleinen Bucht und ebenso kleinem Sandstrand. Dort liegen um diese Jahreszeit keine Badetouristen, ins Wasser kann man aber trotzdem.
Viel mehr als den Nachhauseweg schaffen wir an diesem Tag nicht mehr. Mit immer noch schmerzendem Körper wagen wir uns erst zwei Tage später auf die nächste Tour. An den Puig Major, mit 1445 Metern die höchste Erhebung der Insel und bei Radsportlern sehr beliebt, trauen wir uns zwar nicht. Ein paar Höhenmeter legen wir aber diesmal dennoch zurück. Ab Sa Coma führt eine Rundstrecke über San Llorenc, Manacor und San Salvador. Hier geht es immerhin bis auf 509 Meter hoch und 70 Kilometer Strecke sind zu bewältigen. Wir belohnen uns mit einer traumhaften Abfahrt und gefühlt einem halben Serrano-Schinken in einem kleinen Restaurant an der Strecke.
Nach diesem Tag kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen, eine weitere Tour zu fahren. Mein Körper schreit laut nach einer Auszeit und ich bin froh, dass die dritte Tour ins Wasser fällt: Es regnet. Bei Regen macht das Radfahren auf der Insel wenig Spaß, der staubige Straßenbelag verwandelt sich in Schmierseife.
Mallorca aber hat mich überrascht:
Mit der landschaftlichen Vielfalt und den vielen Möglichkeiten für Outdoor- und Abenteuerurlauber, die auch einen Urlaub weit jenseits des Pauschaltourismus ermöglichen.
Anna Tillmann ist Reisebloggerin, Journalistin und Weltreisende.
Seit 2013 veröffentlicht sie auf ihrem Blog Anemina Travels Reiseberichte und Reisetipps aus der ganzen Welt und inspirierende Anmerkungen zum Reisen an sich. Anna setzt sich für langsames und bewusstes Reisen ein, ist immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer, meidet Hotelkomplexe und Poollandschaften und sammelt Flugtickets, Eintrittskarten und Landkarten in einem alten Schuhkarton.
Und?
Wie sieht es mit dir aus?
Stehst du auch auf Radfahren auf Mallorca?!
Welche Strecken haben dir besonders gut gefallen, oder dich in die Knie gezwungen … schreib mir deine Erlebnisse doch einfach in die Kommentare!
Über meine ganz persönliche Radfahren auf Mallorca-Erfahrung kannst du hier nachlesen.
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