Santanyi – heimlich erobert von den Deutschen
Santanyi* im Süd-Osten der Insel hat eine bewegte Geschichte: König Jaume II. verlieh dem kleinen Ort schon im Jahr 1300 das Stadtrecht. Doch auch schon davor ließen sich Römer, Mauren und immer mal wieder auch Piraten hier vorrübergehend nieder. Diese „Eroberungsgeschichte“ scheint sich auch in der heutigen Zeit fortzusetzen, denn in den letzten Jahren Santanyi zu einer (mehr oder weniger) heimlichen deutschen Hochburg entwickelt.
„Poc a poc“ – ganz langsam haben sind immer mehr Deutsche in dieser eher ruhige Gegend niedergelassen. Diese Entwicklung zeigt einmal mehr, dass alles immer zwei Seiten hat, denn auf der einen Seite war es sicher gut für die Stadt, dass gerade die Deutschen Residenten Geld in die Gegend brachten: Die Innenstadt wurde aufgewertet, viele Häuser liebevoll renoviert, trotzdem das alte, ursprünglich erhalten.
Auf der anderen Seite rümpfen viele die Nase, denn die, die jetzt neu nach Santanyi kommen, brauchen sich nicht mehr „einzufügen“, sprich zum Beispiel die Sprache zu lernen. In Santanyi geht alles auf Deutsch. Hier kann es einem Spanier passieren, dass er in einen Laden geht und nicht in seiner Muttersprache mit der Bedienung oder der Verkäuferin sprechen kann. Dass das für Unmut sorgt, finde ich mehr als verständlich.
Die Gegend um Santanyi
Mir hat der Süd-Osten schon immer gefallen: diese abwechslungsreiche, hügelige Landschaft mit den vielen von Trockenmauern gesäumten Wegen. Die traumhaften „Calas“ – die sich in die Steilküste einfügen prägen die südlichste Gemeinde Mallorcas genauso wie die doch noch sehr ursprünglichen, mallorquinischen Orte wie Campos oder Felanitx.
Im Frühjahr liebe ich es dort zwischen den Mandel- und Olivenbaumplantagen auf dem Weg z.B. nach Portopedro Bilder zu machen. Auch die Windmühlen tragen dazu bei, dass der Charme der Gegend bewahrt bleibt. Trotzdem muss hier niemand auf Luxus in Form von kulturellem Leben, Golfplätzen oder super exklusive Restaurants verzichten. Die Auswahl ist groß!
Dass die meisten Strände bzw. ganze Zonen wie der Naturpark von Mondragó unter Naturschutz stehen, ist dann noch das berühmte Tüpfelchen auf dem I. Hier hat man schon 1992 erkannt, wie wertvoll eine intakte Flora und Fauna für diese Insel ist und 765 Hektar Land zum Naturschutzgebiet erklärt.
Auch historische Orte wie das Castell de Santueri – seine Ursprünge reichen bis zu den Römern zurück – werten diesen Teil der Insel deutlich auf. Der Ausblick allein vom Parkplatz der alten Burg ist die Anreise wert!
Der Markt von Santanyi
Jeden Mittwoch und Samstag vormittag – außer an Feiertagen – ist zwischen 9 und ca. 13 Uhr der Wochenmarkt rund um die Plaça Major. Ich vermute das die deutsche Übermacht im Ort der Grund dafür ist, dass gerade auf dem Markt in Santanyi fast nur Marktverkäufer anzutreffen sind, die sich bewußt weigern Englisch oder gar Deutsch zu lernen. „Sonst vergessen die Touristen irgendwann wohlmöglich, dass sie doch eigentlich in Spanien sind.“ hat eine Marktverkäuferin zu ihrer Kollegin gesagt, als die meinte etwas deutsch sprechen zu können, würde doch nicht schaden.
Trotzdem – für den fremdsprachlich scheuen Gast ist Santanyi perfekt. Geschmackvolle (meist von Deutschen betriebene) Läden stehen Seite an Seite mit hochkarätigen Restaurants. Ja sogar Brunchen – was der urdeutschen Vorliebe für ein ausgiebiges Frühstück sehr entgegenkommt – ist hier überhaupt kein Problem!
Ich habe beispielsweise das große Frühstücksbuffet im „Sa Botiga“ ausprobiert und für sehr lecker befunden.
Liebevoll angerichtet, besteht diese Cafe-Restaurant-Betreiber-Familie offensichtlich darauf, dass das Personal Spanisch kann und so ist es hier durchaus möglich von Anfang bis Ende auf Spanisch zu bestellen, wenn man konsequent bleibt.
Freundlich und herzlich geht es hier zu. Das breite Lächeln der Kaffee trinkenden Residentinnen am Nachbartisch signalisiert: hier ist jeder willkommen. Da meine Freundin heute verschlafen hat, schleiche ich schon einpaar Mal Richtung Buffet-Ecke und klaue mir hier und ein etwas leckeres während ich beobachte, wie quasi im Minutentakt neue Speisen nachgelegt werden. Meine Sorge, dass wir später also nichts mehr „ab kriegen“ ist völlig unbegründet.
Nach dem üppigen Frühstück geht es dann über den – zugegebenermaßen – sehr vollen Markt. Eilig sollte man es hier auf keinen Fall haben. Auch für die Parkplatzsuche unbedingt Geduld mitbringen und die Bereitschaft vielleicht auch mal ein längeres Stückchen bis ins Zentrum zu laufen.
Am schönsten finde ich, dass die Gäste der Lokale in der erst vor ein paar Jahren angelegten Fußgängerzone, dem bunten Treiben auf dem Markt zugucken können und so quasi Teil des Marktes sind, ohne sich mit durch zu drängeln. Kleine Hunde und allzu sperrige Kinderwagen sind übrigens auf diesem Markt auch nicht zu empfehlen, es sei denn sie passen in die Handtasche. Also die Hunde! Nicht die Kinder.
Wer dann genug vom Markt-Treiben hat, der lässt sich einfach in einem der kleinen Gärtchen, Innenhöfe oder Dachterrassen der Top-Restaurants nieder und genießt das Leben: Im Ana, Alchemy, Goli oder beim „Der Mallorquiner“ geht das in Santanyi ganz wunderbar.
Stilvoll und mit Charme speisen
So wie es halt vor allem Deutsche hinkriegen … nicht falsch verstehen, aber wer mir ein wirklich tolles, stilvoll eingerichtetes ur-mallorquinisches Restaurant nennen kann, der kriegt einen Preis! Es gibt sie, aber weit verbreitet sind sie nicht. Wer Mallorquinisch will – der entscheidet sich zu 98% für einfach und laut. Was ja nicht schlecht sein muss und mir durchaus auch gefallen kann, aber „liebevoll“ geht anders. Sag ich … aber über Geschmack kann man sich ja bekanntlich streiten!
Also los: regt euch auf .. oder stimmt mir zu … eure Meinung bitte unten in die Kommentare!
Shopping Vergnügen in Santanyi
Mit ein bisschen Bummeln und Shoppen z.B. im Camaleón bei Astrid Schrooten (Interview mit dieser aussergewöhnlichen Frau folgt bald) – dann vielleicht noch einem anschließenden Bade-Aufenthalt an der Cala Llombards und einen zwar etwas teuren, aber dafür sehr leckeren frischen Fischgericht am „karibischen Strand“ bei Louis ist der Tag im Süd-Osten rund und nahe dran an perfekt!
Wie verbringst du deine Tage im Süd-Osten rund um Santanyi? Vielleicht hast du ja auch einen kleinen Tipp für mich – dann ab in die Kommentare damit!
*Santanyí wird selbstverständlich immer mit Akzent geschrieben. Der Hintergrund für den absichtlichen Schreibfehler ist technischer Natur und ich bitte um Verzeihung, dass ich hier deshalb im weiteren Verlauf des Artikels immer „Santanyi“ schreiben werde.
Vielen Dank für das ausführliche Portrait von Santanyí. Die Einstellung des Marktverkäufers gefällt mir. Wer wie wir auch den Winter hier verbringt, weiss dass im Mai viele Nachbarn raus an die Buchten ziehen, um dort die Feriengästen willkommen zu heissen. Da kann unser Ort plötzlich wie eine deutsche Kleinstadt wirken.
Für die Freizeit habe ich gleich 2 Tipps je nach Wetterlage:
Bei schönem Wetter geht’s rauf auf den Puig de San Salvador für einen atemberaubenden Ausblick in alle Richtungen (siehe Foto im 2go2-Mallorca-Blog)
Bei trüber Wetterlage erfreut die Unterwasserwelt von Cabrera im Aquarium des Cabrera Informationszentrums in Colònia Sant Jordi (siehe Kulturtipp Cabrera
Herzliche Grüsse aus Santanyí!
Hallo!!
Euer kleiner Ort ist und bleibt sehr sympathisch finde ich! auch mit vielen deutschsprachigen Touristen ;-)
Das Aquarium in Colonia Sant Jordi fand ich ehrlich gesagt sehr enttäuschend beim letzten Mal. Teile waren nicht begehbar. In den einzelnen Becken war kaum etwas los. Die Schildkröte sah auch eher traurig aus. Wann ward ihr denn das letzte Mal dort?
Liebe Grüße aus Sant Augustin :-)
Barbara
Oh, das ist ja schade! Wir waren schon 2 mal dort, da war es jeweils in Ordnung. Tja, das kennen wir ja von Mallorca, manche Einrichtung ist von starkem Qualtätswechsel geprägt. Danke für den Hinweis!
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Heute war ich von Campos aus in Es Trenc, Sa Rapita und Colonia. Morgen soll es nach Santanyi gehen und ich bin gespannt. Hoffentlich ist es im Herbst etwas leerer… sollte ich einen tollen Tipp entdecken, melde ich mich!
Bin nun schon fast zum 10. Mal auf der Insel und würde mich freuen, an einer der nächsten Blog-Paraden zur Insel teilnehmen zu können. Die letzte hatte ich verpasst.
Bis bald, Adios!
Bärbel aka Farbenfreundin
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Mallorca .. eine wunderschöne Insel mit vielen Facetten , tolle Strände , schöne Orte , Dörfer zum verlieben ! Erst recht die Märkte in vielen Orten ! Santanji allerdings ist von deutschen geprägt und seid Uwe Ochsenknecht eine Bar übernommen hat , kommt noch mehr Schicki Micki Volk dorthin ! Es fehlt schlichtweg das Authentische , fast leider überall ! Schicki Micki Gastronomen machen sich breit und die schönen “ Art “ Lädchen bringen einen fast zum Gähnen , weil alles übertrieben teuer ist , es fehlt auch hier das Landes Typische immer mehr ! Das hat man zum Glück noch an anderen Orten ! Ich bin auch Deutsch und bleibe jetzt fern von dieser Insel , denn noch mehr Deutsche braucht Sie nicht ! Griechenland, Italien ist übrigens wunderschön und Authentisch!!😃🌞