Es war eigentlich mehr ein Zufall, dass ich bei meiner Fahrt nach Can Picafort einen weiteren Wegweiser entdeckt habe auf dem Stand „Talayot Es Racons“. Unauffällig ist das Schild an einem Kreisel in der Nähe von Inca angebracht. Gehört hatte ich von dieser prähistorischen Stätte noch nichts.
Ein historischer Schatz der Insel: Talayot Es Racons
Ich erinnere mich noch gut … bei meinem ersten Besuch auf der kleinen Schwesterinsel Menorca hatte ich vor ein paar Jahren den Eindruck, dass Menorca voll von prähistorischen Stätten ist. Mein Glaube damals war: Mallorca ist da anders. Auf Mallorca ist alles abgetragen und zerstört worden. Wieso ich darauf kam? Ich hatte gefühlt so viele Stories gehört von Bauern, die sich von den historischen Gräber mitten auf ihrem Feld im Grunde nur gestört fühlten und irgendwann kurzer Hand in einer Nacht und Nebelaktion das Grab haben veschwinden lassen und Schwamm drüber.
Doch durch meinen Menorcabesuch änderte sich mein Filter. Ich begann bewusster wahrzunehmen, wo sich auch auf Mallorca prähistorische Stätten befinden und wurde immer neugieriger. Ich entdeckte die Totenstadt Nekropole (bei Can Picafort), Talayot-Gräber wie Son Fornés (bei Montuiri) oder Capocorb Vells (bei Cala Pi). Der Name „Es Racons“ war mir in diesem Zusammenhang allerdings noch nicht begegnet. Meine Neugierde war also geweckt.
Das geheimnisvolle „Es Racons“
Von dem Kreisel südlich von Llubí aus folgte ich der Beschilderung, fuhr um drei Kurven und verstand sofort, warum dieses Erbe aus der Bronzezeit NICHT zu den großen und beliebten Ausflugszielen auf der schönsten Insel der Welt gehört: Ein Zaun versperrt den Zutritt. Lediglich ein Teil dieser ehemaligen Siedlung ist von der Straße aus zugänglich. Die Anlage liegt so zusagen rechts und links von der kleinen Schotterstraße. Parken ist auch fast unmöglich und die Anwohner wirkten schon genervt, dass ich überhaupt versuchte Fotos zu machen.
Der Name talaiot (katalanisch) sowie talayot (kastilisch) ist übrigens (bei Wikipedia nachzulesen) vom katalanischen Wort talaia für „Beobachtungs- und Wachturm“ abgeleitet. Dieses Wort wiederum hat seinen Ursprung im arabischen atalaji für „Wache“.
Das erklärt die Höhe der Bauten. Ein Eingang ließ sich bei diesem Bauwerk nicht ausfindig machen. Vermutlich liegt er heute unter der Erde und müsste erst noch ausgegraben werden. Aber wie gesagt – hier scheint der Besitzer des Landes wenig Interesse an der Konservierung von Kulturgut zu halten. Nun gut – es ist wie es ist. In diesem Fall traurig aber wahr. Und Es Racons ist ja auch nur eine von über 70 prähistorischen Städten auf Mallorca. Über 70 … Wahnsinn oder?!
Angeblich ist Es Racons eine der am besten erhaltensten archäologischen Stätten der Insel. Ob dem wirklich so ist, kann ich nicht sagen … ich bin ja leider nicht näher dran gekommen. Trotzdem freue ich mich, dass ich eine weiteres Bauwerk zu meiner Talayot-Kulturliste hinzufügen kann. Vermutlich gibt es noch viel mehr Megalith-Kulturstätten auf Mallorca, als die, die wir kennen. Die schlummern nur alle unter der Erde und warten noch auf ihre Entdeckung.